Einfach Deutsch
AYA: Warst du gestern in deiner Therapiesitzung?
ICH: Nein.
AYA: Hast du Margit wieder gesehen?
ICH: Ja.
AYA: Ich dachte, sie war eine Erfindung von dir?
ICH: Nein. Ich habe ja dir in den Mund gelegt, dass du sie getroffen hast. Aber das war ich.
AYA: Hast du wenigstens die Gedenktafel für den Frankfurter-Erfinder besucht?
ICH: Auch nicht.
AYA: Muss ich mir Sorgen um dich machen?
ICH: Ich habe leider das Heft mit der Grammatik meiner Sprache Einfach Deutsch im Jänner 2017 entsorgt. Aber ich schreibe die Grammatik gerade neu – aus dem Gedächtnis. Sie muss auf ein Blatt A5 passen.
KINGA: Davon hast du schon 1990 gesprochen und nie hat jemand auch nur einen Satz von dieser Sprache gesehen.
CHRISTIANE: Was soll das sein? Ein neuer Versuch die Welt zu retten?
ICH: Eine deutsche Sprache, die so einfach ist, das man sie in zwei Wochen lernen kann.
CHRISTIANE: Das gibt es doch schon. Es heißt Weltdeutsch.
AYA: Dein Problem ist, dass du nie etwas zu Ende bringst.
KINGA: Sein Problem ist, dass er nie damit beginnt. Er redet seit achtundzwanzig Jahren davon.
ICH: Diesmal gewinnen wir. Es gibt keine Geschlechter, keine Personalendungen und keine unregelmäßigen Verben, außer sein.
CHRISTIANE: Warum ist sein nicht auch regelmäßig?
KINGA: Und der bestimmte Artikel?
ICH: Ist immer nur de. Das Haus = de haus. Die Häuser = de hauses.
KINGA: Herrlich. Warum ist das den Deutschen nicht gleich eingefallen?
ICH: Manchmal dauert es eben ein paar hundert Jahre.
AYA: Ein Beispiel.
CHRISTIANE: Gestern besuchten wir den Grinzinger Friehhof.
ICH: mii besuuchte gestern de grinziniger friidhoof.
CHRISTIANE: Dort haben wir das Grab von Heimito von Doderer gesehen.
ICH: mii seehte dort de graab fon heimiitoo fon dooderer.