Roman

Roman

 

Immer hatte Oskar Marmorek die neu erschienenen Romane seines Freundes Theodor Herzl von diesem persönlich und mit einer Widmung versehen per Post zugeschickt bekommen. Im Jahr 1902 aber las Marmorek in der Zeitung davon, dass Herzls neuer Roman Altneuland erschienen war. Sofort besorgte Marmorek den Roman, begann zu lesen und erkannte bereits auf den ersten Seiten sich selbst in der Figur des Architekten Steineck, der als cholerischer Mensch beschrieben wurde, der »die gleichgültigsten Dinge mit furchtbarem Poltern vorzutragen« pflegte. Seinen Bruder, den Bakteriologen Alexander Marmorek, fand er als Professor Steineck wieder. Marmorek war überzeugt, Herzls bedeutendsten Roman vor sich zu haben. Doch aus Zorn über die plumpe Art des Umbenennens konnte er nicht weiterlesen.

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Zu jener Zeit besucht mich zufällig der einzige Triestiner Psychoanalytiker, mein sehr guter Freund Doktor Weiss, und während er mir in die Augen blickt, fragt er mich beunruhigt, ob er der Triestiner Psychoanalytiker sei, über den ich mich in meinem Roman lustig mache. Es stellte sich sogleich heraus, dass er es nicht sein konnte, da er während des Krieges nicht als Analytiker in Triest praktiziert hatte. Dies heiterte ihn wieder auf. Er nahm mein Buch mit einer überschwenglichen Widmung entgegen.

(Italo Svevo)

Es waren aber in diesem Augenblicke zwei der größten Schreihälse in dem verhältnismäßig engen Raume der Motorarche beisammen: Kingscourt und Steineck. Gleich dem alten Menschenfeinde, pflegte auch Steineck die gleichgültigsten Dinge mit furchtbarem Poltern vorzutragen. Kaum waren sie einander vorgestellt worden, brüllten sie sich gegenseitig in die Ohren.

(Theodor Herzl: Altneuland)