Smart City – Buch Wien (ORF-Bühne)

Sa 15.11.2025 ● 11:30

Daniel Wisser
im Gespräch mit Imogena Doderer

SMART CITY

Roman

Ort: ORF-Bühne (Halle D), Buch Wien, Trabrennstraße, 1020 Wien

www.buchwien.at/programm/smart-city/

https://www.penguin.de/buecher/daniel-wisser-smart-city/buch/9783630877099

Vorabdruck in der Tageszeitung Der Standard:

Die Stadt der Zukunft und ihre Schattenseiten

In seinem neuen Roman Smart City entwirft Daniel Wisser eine perfekte Stadt ohne Gewalt, Lärm oder Armut. Doch sein Protagonist stößt schnell auf die Schattenseiten von NEUDA. Ein Auszug:

www.derstandard.at/story/3000000284572/wem-geh246rt-die-stadt-der-zukunft

Im deutschsprachigen Literaturbetrieb zählt Daniel Wisser zu den gefragtesten Schriftstellern Österreichs. Wisser steht für gesellschaftskritische Literatur mit großem Unterhaltungswert. Das gilt auch für seinen morgen erscheinenden Roman mit dem Titel Smart City. Digitale Überwachung, Privatisierung des öffentlichen Sektors und gesellschaftliche Solidarität – mit Smart City hat Daniel Wisser dringliche Themen der Zeit in einen mitreißenden Krimiplot gepackt.

Alice Pfitzner (Zeit im Bild)

Eine unheimliche und spannende Lesereise in der Geisterbahn.

Christian J. Winder (Tiroler Tageszeitung)

In schnörkellosen Sätzen entwirft Wisser das satirische Porträt einer Gesellschaft, die bereit ist, persönliche Freiheit zugunsten von Sicherheit aufzugeben – und dabei auch in Kauf nimmt, dass die Demokratie immer mehr ausgehebelt wird. Mit eingestreuten Verhörprotokollen erhöht er die Spannung. Sein neuer Roman changiert zwischen Politsatire und Kriminalroman und erzählt letztlich mehr über die Gegenwart als die Zukunft.

Marianne Fischer-Ringhofer (Kleine Zeitung)

Sehr wahrscheinlich liest man den Roman als österreichischer Leser noch einmal anders, erkennt Bezüge zu Orten, Personen und Begebenheiten klarer. Aber eigentlich ist dies gar nicht nötig, denn NEUDA könnte beinahe überall liegen und die Geschehnisse in der Planstadt führen in eindringlicher Weise vor Augen, worauf wir beinahe überall in Europa – sei es durch den immer stärker werdenden Einfluss rechter Parteien und Organisation, sei es aus Ignoranz und mangelnden Gegenwehr – zusteuern: den Verlust von wahrer Demokratie.

Thomas Gisbertz (Belletristik Couch)

Wer hier wohnen will? Ziemlich viele. Zu Beginn des Romans hat NEUDA 17.953 Einwohner, in anderen Bundesländern sind weitere Smart Citys geplant. Die Versprechen von Sicherheit, Lebensqualität und harmonischem Zusammenleben sind den Menschen mehr Wert als Eigenständigkeit und Gerechtigkeit.

Barbara Beer (Kurier)

Wissers Stil ist klar und präzise, fast so geradlinig wie die rechtwinklig angeordneten Straßen in NEUDA. Figuren werden immer mit Vor- und Nachnamen genannt, was anfangs gewöhnungsbedürftig ist (und gebrochen wird, sobald wir Figuren von außerhalb der Stadt begegnen). Der Roman ist im Präsens erzählt und beschreibt genau das, was wir auch auf den Überwachungskameras der Stadt beobachten könnten.

Jenny Blochberger (FM4)

In der Timeline sind die erfolgreichsten Artikel jene, die von der KI für einfache Sprache bearbeitet wurden. Auch an Smart City wirkt manches künstlich. Nicht nur die Namensgebung. Wer sich über den Namen Morag Oliphant nicht wundert, denn darf auch nicht überraschen, wie in dem Roman der österreichische Bundeskanzler heißt: Gawan Rindfleisch. Er wird wegen Bestechlichkeit verurteilt.

Wolfgang Huber-Lang (APA)

Im Kern handelt der fernsehfilmtaugliche Plot in Smart City also vom altbekannten Teufelspakt zwischen Macht und Geld. Oder genauer: zwischen Spitzenpolitik und Raubtierkapitalismus 3.0. Allerdings gibt Wisser dem Kungel-Thema einen neuen, zeitgemäßen Dreh, indem er daraus eine feministische Befreiungsgeschichte macht.

Gisa Funck (Deutschlandfunk)

Briefbeschwerer

Briefbeschwerer

 

Der Redakteur Wuchte vom Dingshofener Boten, zuständig für die Rubrik Katastrophen und Unglücke, produzierte an einem Tag im August keinen einzigen Satz. Ohne einen Artikel, ja, ohne die Idee für einen Artikel, musste er an diesem Tag an der Redaktionssitzung für die Abendausgabe teilnehmen. Vom Chefredakteur Grammel gefragt, warum er keinen Artikel über einen Unfall geschrieben habe, antwortete Wuchte, dass es keine Unfälle gäbe, weil alle Menschen derzeit auf Urlaub wären. Chefredakteur Grammel stand von seinem Schreibtisch auf und begann zu brüllen. Er brüllte so laut, dass man die Fensterscheiben der Redaktion des Dingshofener Boten surren hören konnte. Wie es denn möglich sei, dass er an diesem Morgen im Stau gestanden sei, wenn alle Menschen auf Urlaub wären, brüllte Wuchte. Wie es denn möglich sei, dass er an diesem Tag beim Einkaufen keine Bananen mehr bekommen habe, wenn alle auf Urlaub wären. Für wen man denn hier in der Redaktion eine Zeitung mache, wenn alle Menschen auf Urlaub wären. Woher denn der schreckliche Lärm komme, der ihn den ganzen Tag umgebe, wenn alle Menschen auf Urlaub wären. Wie es denn komme, dass er bereits halb wahnsinnig sei, vom Krächzen und Hüsteln, vom Lärmen, Nesteln und Knarzen, vom Krachen der Böller, vom Schaben der Messer auf den Tellern in der Pizzeria, das so durchdringend sei, dass er glaube, die Essenden wollten nicht ihre Pizza oder ihr Fleisch, sondern den Teller darunter zerschneiden. Wo denn ein derartiges Pfeifen, Dröhnen, Scheppern, Rattern, Piepsen, Knallen, Schießen und Schlagen und Wetzen, sogar ein unentwegtes Poltern herkomme, wenn alle Menschen – wie der Redakteur Wuchte sagte – auf Urlaub wären. Er verbitte sich solche Ausreden. Im Übrigen wisse er aus sicherer Quelle, so der Chefredakteur Grammel, dass es auch auf Urlauben zu den bemerkenswertesten Unfällen und Katastrophen käme, dass gerade Urlauber auf spektakulärste Weise verunglückten, verunfallten oder verschwänden, von Balkonen fielen, von Pyramiden stürzten, beim Pflücken von Bananen von giftigen Spinnen getötet oder von Meeresströmungen fortgerissen würden, dass er von Hotels gehört habe, aus denen Menschen, wenn sie sie einmal beträten hätten, völlig verändert wieder herauskämen. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und hätte dabei fast einen Briefbeschwerer, der noch niemals einen einzigen Brief beschwert hatte, zertrümmert.