Notizbuch
Ein längst vergessener Literaturprofessor namens Pauli reservierte unter anderen Namen wie Luckenschwemm, Spoerhase, Scheerbart oder Köttelwesch Tische in Restaurants und Kaffeehäusern, ohne dann dort zu erscheinen. Eigentlich wollte er nur testen, ob Anrufer, die sich mit von ihm erfundenen Namen meldeten, überhaupt ernst genommen wurden. Dass er die betreffenden Nachnamen gar nicht erfunden hatte, sondern einmal eine Dame kannte, die in der Luckenschwemmgasse wohnte, oder sich früher mit einem Autor namens Scheerbart beschäftigte, hatte Professor Pauli schon vergessen. Ebenso hatte er vergessen, dass er an einer Demenzkrankheit litt. Ich überlasse es dem Publikum zu entscheiden, ob die Reise in das Innere eines Menschen wirklich lohnend ist, oder ob es nicht viel mehr Vergnügen bereitet, mit einem Notizbuch durch die Welt zu gehen, und darin Straßen- und Flurnamen, Namen von Flüssen und Städten und die Namen von Personen, denen man in der Landschaft oder in Büchern und Zeitungen begegnet, festzuhalten.
●●●
Er machte es zur regulären Praxis, Friedhöfe zu besuchen und Namen von Grabsteinen abzuschreiben, um sie später für Figuren in Erzählungen zu verwenden.
(Richard Lingeman: Sinclair Lewis)