Schlittschuhlaufen

Schlittschuhlaufen

 

Eigentlich sei das Schlittschuhlaufen eine Quelle edler Geräusche, des Kratzens der Kufen auf der Eisfläche und des Reibens der Stoffe von Hosen und Mäntel, das durch die pendelnde Bewegung der menschlichen Körper verursachte werde, sagte Schockemöhle, der außer mir der Einzige war, der sich am Nachmittag des Empfangs der Verlegerin Degenstück auf dem zugefrorenen Teich hinter der Villa Degenstück nicht den Schlittschuhläufern anschloss. Doch wie überall, so Schockemöhle weiter, übertöne diese Geräusche das menschliche Geplapper. Schopenhauer irre nämlich darin, sagte Schockemöhle, dass das Klopfen, Hämmern und Rammeln, das Peitschenklatschen auf den Straßen der Städte, das gemeine Türenwerfen und das zwecklose Trommeln das menschliche Denken störe. Vielmehr störe in Wahrheit das menschliche Geplapper die Schönheit all dieser Geräusche. Selbst auf den Schallplatten werde die Musik dadurch ruiniert, dass die Gespräche der in den Schallplattenwerken angestellten Mitarbeiter die hydraulischen Pressen in eine leichte Schwingung versetzten, die schließlich für das geschulte Ohr beim Abspielen der Platte im Hintergrund stets zu hören seien. Ja, selbst bei in Eisenbahnzügen geschriebenen Texten sei das Geplapper der Fahrgäste eine Störung, die in das Ohr des Schreibenden dringe und von diesem unbewusst mit dem Stift auf das Papier übertragen werde. Nachdem alle vom Schlittschuhlaufen zurückgekommen waren und zum Abendessen Platz genommen hatten, präsentierte der Bassbariton Bombinelli nach dem Dessert eine kurze Gesangseinlage, einen – wie die Verlegerin Degenstück es angekündigte – durchgeführten musikalischer Scherz. Nach dieser Einlage fragte Bombinelli Schockemöhle im Salon: »How did you like it?« Und Schockemöhle antwortete: »I am only interested in music!«